Kämpfe in Khartum reißen trotz Vereinbarung zu Waffenruhe nicht ab
Der von schweren Kämpfen erschütterte Sudan kommt trotz einer vereinbarten Feuerpause nicht zur Ruhe. Kampfflugzeuge der Armee flogen am Donnerstag über die nördlichen Vororte der Hauptstadt Khartum, während sich Soldaten und Kämpfer der paramilitärischen RSF-Miliz am Boden Gefechte lieferten, wie Augenzeugen der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Der östliche Stadtrand von Khartum war bereits am Mittwoch das Ziel von Luftangriffen und im Süden Khartums war es nahe eines Hauses von RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo zu Gefechten gekommen, wobei mit Maschinengewehren geschossen wurde, wie weitere Augenzeugen berichteten.
Im Sudan kämpfen seit fast zwei Wochen Armeeeinheiten unter dem Kommando des Generals Abdel Fattah al-Burhan gegen die von Daglo angeführte RSF-Miliz. Angaben des sudanesischen Gesundheitsministeriums zufolge wurden bislang mindestens 512 Menschen getötet und 4193 Menschen verletzt. Die Kämpfe konzentrieren sich vor allem auf die Hauptstadt Khartum, aber auch aus Provinzen in der krisengeschüttelten westlichen Region Darfur wurden heftige Gefechte gemeldet.
Am Dienstag war eine unter Vermittlung von USA und Saudi-Arabien ausgehandelte 72-stündige Feuerpause in Kraft, die sich aber als äußerst brüchig erwies. Die Armee erklärte am Mittwoch, sie werde einen Vertreter zu Verhandlungen mit der RSF-Miliz nach Juba, der Hauptstadt des benachbarten Südsudan, schicken. Ziel der von dem nordostafrikanischen Bündnis Igad angestoßenen Gespräche sei, "die Waffenruhe um 72 Stunden zu verlängern". General Burhan sagte, er sei bereit, über eine Verlängerung der Waffenruhe zu diskutieren. Die paramilitärische RSF äußerte sich ihrerseits bislang nicht zu dem Vorhaben.
Angesichts der eskalierenden Gewalt hatten sich seit dem Wochenende zahlreiche Länder um Evakuierungsaktionen für ihre Staatsangehörigen bemüht. Die Bundeswehr flog nach eigenen Angaben seit Sonntag rund 780 Menschen aus über 40 Nationen aus dem Sudan aus. Der sechste und bis auf weiteres letzte Evakuierungsflug habe 78 Menschen nach Jordanien in Sicherheit gebracht, erklärte das Bundesverteidigungsministerium. Beim Flug zur Rückverlegung aus dem Sudan seien weitere 65 Menschen sicher nach Jordanien gebracht worden, erklärte die Bundeswehr am Donnerstag auf Twitter. Somit wurden demnach 230 Deutsche in Sicherheit gebracht. Der Bundestag erteilte dem Einsatz am Mittwochabend nachträglich sein Mandat.
Die Bundeswehr hatte am Montag zwischenzeitlich die multinationale Flugkoordinierung an dem dafür benutzten Flughafen in der Nähe von Khartum übernommen. In einem dringenden Appell forderte der britische Außenminister James Cleverly im Sudan verbliebenen Briten dazu auf, Evakuierungsflüge zu nutzen, solange diese noch verfügbar seien. "Während die Waffenruhe gilt, gibt es Pläne und Kapazitäten, Sie herauszuholen", sagte Cleverly am Donnerstag im Sender Sky News. Großbritannien könne das allerdings nicht mehr gewährleisten, wenn die Waffenruhe beendet sei.
Seit Dienstagabend hatte London laut dem britischen Außenministerium 536 Menschen in sechs Flügen aus dem Sudan evakuiert. Sie wurden über einen britischen Militärstützpunkt in Zypern zurück nach Großbritannien gebracht. Für Donnerstag sind weitere Flüge geplant.
T.Labbate--LDdC